In einem exklusiven Interview für das Magazin spricht Aron Morhoff mit der Autorin Sonja Silberhorn über ihr neues Buch „Im Schatten des Waldes“. Der Roman, der 2024 im Kameru-Verlag erschienen ist, verknüpft zwei historische Epochen: die Corona-Jahre 2021-2022 und Rückblicke in die Zeit des Nationalsozialismus. Das Buch stellt nicht nur die Frage, wie Gesellschaften in Krisen funktionieren, sondern thematisiert auch die Rolle von Angst, Gruppendruck und Meinungsfreiheit.

Von der Verlagsabsage zum Erfolg

Einen besonderen Fokus im Interview nimmt die Absage ihres ursprünglichen Verlags ein. Ursprünglich sollte „Im Schatten des Waldes“ im Emons Verlag erscheinen – einem mittelgroßen Verlag, mit dem Silberhorn bereits jahrelang erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Doch im Herbst 2023 erhielt sie die überraschende Nachricht: Der Verlag wollte das Buch nicht veröffentlichen.

„Niemand hat die Verpflichtung, etwas zu drucken – aber ich habe auch nicht die Verpflichtung, mein Buch umzuschreiben“, erklärt Silberhorn im Gespräch mit Aron Morhoff. Zwar wurde ihr angeboten, wesentliche Teile des Romans zu ändern, doch das kam für sie nicht infrage. Sie entschied sich, das Manuskript stattdessen in einem kleineren Verlag zu veröffentlichen – und der Erfolg gab ihr Recht.

Besonders spannend ist Silberhorns Ansatz, die Mechanismen der NS-Zeit mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zu vergleichen – ohne dabei eine Gleichsetzung vorzunehmen. „Ich wollte verstehen: Wie konnte es damals passieren, dass so viele mitgemacht oder weggesehen haben?“, sagt sie. Ihre intensive Auseinandersetzung mit totalitären Strukturen in der Geschichte ließ bei ihr frühzeitig Alarmglocken schrillen, als während der Corona-Zeit bestimmte gesellschaftliche Mechanismen sichtbar wurden.

Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Schon in ihrem Vorgängerroman, der 2021 erschien, hatte sie sich literarisch mit der NS-Zeit auseinandergesetzt. Doch mit „Im Schatten des Waldes“ wagt sie einen noch mutigeren Schritt: Sie zeigt, dass sich Geschichte nicht wiederholt, aber dass gewisse Muster immer wiederkehren.

Die Krise der Meinungsfreiheit?

Ein zentrales Thema des Gesprächs ist die Veränderung der öffentlichen Debattenkultur in den letzten Jahren. Silberhorn beschreibt, dass sie sich vor 2020 immer frei äußern konnte – unabhängig davon, ob ihre Meinung mit dem gesellschaftlichen Mainstream übereinstimmte oder nicht. Doch die Corona-Krise habe vieles verändert:

„Früher konnte man unterschiedlicher Meinung sein, ohne dass es Freundschaften zerstört – das hat sich mit Corona verändert“, erklärt sie. Die Diskussionen hätten sich aus dem öffentlichen Raum in die Wohnzimmer verlagert, und der Druck, sich einer bestimmten Meinung anzupassen, sei enorm geworden.

Was kommt als Nächstes?

Ihr nächstes Buchprojekt führt Silberhorn in die Nachkriegszeit (1946/47). Sie will sich mit der Frage beschäftigen: Wie lebt eine Gesellschaft nach einer tiefen Krise weiter? Die Parallele zur heutigen Zeit ist offensichtlich, doch sie überlässt es den Lesern, eigene Schlüsse daraus zu ziehen.

„Die Schlacht ist geschlagen, aber sie ist noch überall spürbar“, fasst sie ihre Idee zusammen. Das Buch befindet sich aktuell in der Recherchephase und wird voraussichtlich 2026 erscheinen.

Fazit: Ein Gespräch, das nachhallt

Das Interview mit Sonja Silberhorn ist weit mehr als eine klassische Buchvorstellung – es ist eine Reflexion über Geschichte, Gesellschaft und den Zustand der Meinungsfreiheit. Während „Im Schatten des Waldes“ weiterhin auf positive Resonanz stößt, bleibt Silberhorn ihrer Linie treu: Sie schreibt, worüber gesprochen werden muss.