Kaum startet der Sprecher der Grünen Jugend so richtig durch, da steht er auch schon in der Kritik. Jakob Blasel las etwas von einer Moderationskarte ab, das ihm jetzt um die Ohren fliegt. Damit tut man dem jungen Mann Unrecht, und trotzdem wäre Mitleid fehl am Platze.
“So liebenswürdig unsere Haustiere auch sind. Das ist ein ziemlicher Umwelt- und CO2-Luxus, den wir uns da leisten. Wir brauchen sie eigentlich nicht.” Das sagte Blasel als Moderator des Formats “Ozon”. Und er fügte hinzu, dass es seiner Meinung nach keine gute Idee sei, Tiere “unnötig zu züchten”. An dieser Stelle könnte man Blasel nach allen Regeln der Kunst auseinandernehmen. Denn erstens juckt es unweigerlich in den Fingern, um diesem abgehobenen Grünen mal etwas über die Bedeutung von Haustieren für deren Halter zu erklären. Und zweitens sollte sich der Lockenkopf mal ein paar Gedanken darüber machen, wie Klimaschutz mit der Überzeugung vereinbar ist, einen jahrelangen Krieg in der Ukraine zu finanzieren.
Man kann den erhobenen Zeigefinger aber auch wieder in die Tasche stecken, um in der die Faust zu ballen und ein paar knackige Worte Richtung CSU-Generalsekretär Martin Huber zu schicken, der die Gelegenheit beim Schopfe ergriff, um gegen die Grünen zu poltern. Denn Huber war eilig dabei, auf Instagram ein Video zu posten, das ihn mit einem süßen Hund zeigt (ganz ehrlich, das ist ein richtig süßer Hund!) und den er als Freund und Familienmitglied vorstellt. Wörtlich sagte der Generalsekretär:
“Sie sind für viele Wegbegleiter, Kummerkasten, Familienmitglied und Spielgefährte.”
Hubers Botschaft lautet natürlich sinngemäß: Wählt nicht die Grünen, sie sind nicht nur des Teufels, sondern auch für die Abschaffung/das Verbot von Haustieren! Es wundert, warum Huber nicht gleich vom gezielten Töten von Hunden gesprochen hat, um seine moralisch-rührende Botschaft zu untermauern.
Nun mögen die Leser vielleicht denken: Ja, was ist denn bloß mit dem Autor dieser Kolumne los! Recht hat der Huber doch! Die Grünen sind ja eh schon eine Verbotspartei, und jetzt auch noch Hunde? Jagt sie vom Hof, diese Grünen mit ihrem Geschwätz!
Dumm nur, dass die Worte aus Blasels Mund kein misslungener Wahlkampfauftakt eines drolligen, gelockten Nachwuchsweltenretters waren, sondern ein Statement, das bereits fünf Jahre zurückliegt. Erst kürzlich merkte der junge Grüne bei Markus Lanz kleinlaut an, dass er das, was er damals gesagt hatte, heute so nicht mehr sagen würde. Unweigerlich denkt man an den ehemaligen Kabarettisten Urban Priol, der etwas Ähnliches über die Friedensdemos der 1980er Jahre gesagt hatte, an denen er heute wohl nicht mehr teilnehmen würde. Vermutlich wäre Priol in einem Schützengraben in der Ukraine heute besser aufgehoben, vielleicht Seit’ an Seit’ mit dem ehemaligen Punk Campino, der sich sicher mit Smoking und Fliege dazugesellen würde. Zeiten ändern sich eben.
Aber zurück zu Blasel. Man könnte sagen, er war jung und brauchte den Hype mit den Haustieren. Vor fünf Jahren war er 19 Jahre alt, heute, im gereiften Alter von 24, sieht er das alles natürlich viel pragmatischer. Oder? Nun, also, eher nicht. Die Tatsache, dass Blasel sich vom Schaden des CO2-Abdrucks kleiner oder großer Kläffer nun distanziert hat, spricht nicht für jemanden, der inzwischen einen Welpen hat oder den Krieg als schlimmste Umwelt- und Klimasünde erklärt. Nein, der grüne Nachwuchspolitiker ist im Wahlkampfmodus. Ausgangspunkt seiner politischen Karriere war „Fridays for Future“, wo er es gar nicht bunt genug treiben konnte, als er sagte:
“Wir brauchen mehr radikale Klimaaktivistinnen im Parlament, sonst werden wir nicht genug bewegen.”
Gas- und Ölheizungen findet Blasel abschaffungswürdig und Autobahnen sollten nicht mehr weitergebaut werden. Habecks Aussage – ebenfalls dem Einstieg in den Bundestagswahlkampf geschuldet -, das Lieferkettengesetz mit der Kettensäge einem Massaker ähnelnd in die Tonne zu hauen, findet Blasel unerhört und singt sein Widerstandslied für “alle, die unter ausbeuterischen Bedingungen leiden.”
“Wer unsere Zukunftsangst ernst nimmt, darf sich nicht beim ersten Gegenwind zum Klimaschutz wegducken – sondern muss Lösungen finden, die sozial absichern und die Reichen zur Kasse bitten.”
Auch diese Kampfansage stammt von Jakob Blasel, und sie macht das Wahlkampf-Feeling deutlich. Soziale Absicherung für die Armen und Reiche, die zur Kasse gebeten werden, woher kennen wir das? Richtig, von der SPD, die alle Jahre wieder (selbst wenn mal wieder aus Kostengründen die Weihnachtsbeleuchtung aus bleiben muss) als Wahlkampfschlager mit der Vermögenssteuer durchstartet. Sie wird erneut nicht kommen, aber wenn es beim Urnengang hilft, warum denn auch nicht mit sozialen Wohltaten auf Stimmenfang gehen?
Und vergessen wir doch bitte den CSU-Generalsekretär Martin Huber nicht. Auch der schert sich einen Dreck um süße Vierbeiner oder sonst irgendwas, das den Menschen zugute kommen könnte. Er humpelt Friedrich Merz und Markus Söder hinterher, den zu Fleisch gewordenen Unglaubwürdigkeiten, die für alles Mögliche stehen – also soziale Einschnitte, Kriege, Konflikte, Rentenkahlschläge, Gesundheitsangriffe, Bildungsattentate und Infastrukturattacken -, aber ganz sicher nicht für die Verbesserung der Lebensqualität ihrer Wähler.
Also, die Sache mit den Hunden wäre noch zu klären. Jakob Blasel mag inzwischen meinen, dass alle ihre Hunde behalten dürfen, hängen Sie also seine Jugendsünde nicht zu hoch, verehrte Damen und Herren. Tun Sie sich aber einen Gefallen und vergessen Sie nicht, mit wem Sie es bei den Grünen zu tun haben: mit einer Partei des Krieges und des Klimawahns, und in beiden Fällen macht die Partei der Gewalt “keine Gefangenen”. Also, Obacht bei der Wahlentscheidung!
Über den Autor
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen.