Alarm, Alarm. In Deutschland soll es bald zahlreiche Wüsten geben. Katrin Göring-Eckardt verbreitete jüngst via Twitter die nächste Panik: „Wüstenbildung und Dürre sind keine Phänomene ferner Orte. Es passiert hier vor unserer Haustür.
Statt satter Wiesen karge Ödnis. Statt lebendiger Wälder ausgetrocknete Bäume. Statt reicher Ernten leere Felder.“ Dazu stellte sie ein Foto, mit dem sie wohl den Beweis antreten wollte, dass Deutschland bereits auf dem besten Wege ist, zu versteppen. Allein: Das Bild hat mit dem Klimawandel überhaupt nichts zu tun. Es zeigt die Lieberoser Wüste in Brandenburg, auch „Kleinsibirien“ genannt, die im Jahr 1942 durch einen großen Waldbrand entstanden ist und jahrelang als sowjetischer Truppenübungsplatz benutzt wurde. Also eine Panzerwüste.
Man fragt sich, warum es einen Fake braucht, um Klima-Panik machen zu können. Unweigerlich fallen einem die falschen Drohszenarien ein, die während der sogenannten Pandemie mit den Särgen von Bergamo gemacht wurden. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sagte jüngst: „Was wir aus der Covid-Krise gelernt haben, werden wir auf die Klimakrise anwenden.“ Meint er damit auch, dass es entscheidend ist, Fehlinformationen zu verbreiten und reichlich Angst-Propaganda zu betreiben, um jede noch so menschenunwürdige Maßnahme durchsetzen zu können? Dass nicht nur Katrin Göring-Eckardt fragwürdige Mittel anwendet, um auf die Apokalypse einzuschwören, weiß jeder, der umfassender zu dem Thema Klima recherchiert und zu den politischen Interessen und Geldgebern, die dahinterstehen.
Dass das Klima sich wandelt, hat nicht den geringsten Neuigkeitswert. Anders gesagt: Es ist eine Binse. Veränderung ist ein Lebensprinzip. Wenn man sich auf etwas verlassen kann, dann darauf, dass die Dinge sich wandeln. In den Klimadebatten aber wird so getan als sei ein Wandel unnatürlich und nur deshalb da, weil Menschen viele schreckliche Dinge tun; alle Klima-Ideologen krallen sich am Dogma des anthropogenen Einflusses fest. Dabei fällt zunehmend auf: Es geht längst nicht mehr um Fakten, sondern um Glaubensfragen.
Es stimmt natürlich, dass immer noch viel zu viele Menschen zur Natur ein pöbelhaftes Verhältnis haben, man denke etwa an den Plastikmüll in den Meeren. Doch Umweltschutz und Klimaschutz sind nicht dasselbe, auch das wird in den Debatten munter durcheinandergeworfen, ebenso werden die Begriffe Wetter und Klima fälschlicherweise gleichgesetzt, was, so darf vermutet werden, ebenso beabsichtigt ist.
Medien, Politiker und Klima-Apokalyptiker drehen nun besonders massiv auf. Der Sommer hat ihnen zufolge seine Unschuld verloren. Besonders heiße Tage sollen nun nicht mehr an die Seen und in die Freibäder locken, sondern in möglichst großen Schrecken versetzen. Hitzeaktionspläne werden verkündet und vor Hitzetoten wird gewarnt wie seinerzeit vor Covidtoten. Ein Taumeln von einem apokalyptischen Szenario ins nächste. Unsere tägliche Katastrophe gib uns heute. Was aber, wenn sie einfach nicht kommt?
Ein Rückblick in die 1980er-Jahre. Im deutschsprachigen Raum, besonders in Deutschland, war man damals höchst alarmiert. Zehntausende gingen auf die Straße, über das sogenannte durch angeblich „sauren Regen“ ausgelöste Waldsterben liefen zig Sondersendungen in TV und Radio, eine Schlagzeile jagte die andere. Der Stern mahnte in düsterer Poesie: „Über allen Wipfeln ist Gift“, Die Zeit wusste: „Am Ausmaß des Waldsterbens könnte heute nicht einmal der ungläubige Thomas zweifeln.“ Allein: Der Wald wollte partout nicht sterben. Im Gegenteil. Sowohl die Waldfläche als auch die Walddichte wuchsen – just als die Hysterie kulminierte.
Dann die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Der Wald war zwar immer noch da, aber der Zutritt nun verboten. Man solle keine Pilze sammeln und keine Erdbeeren, sie seien radioaktiv verseucht. Dass Krebserkrankungen zunehmen würden, war nur eine von zig alarmierenden Nachrichten. German Angst steigerte sich in German Panik. Noch dazu, es ging Schlag auf Schlag, hielt seit einem knappen Jahr eine weitere ökologische Tragödie in Atem: Über der Antarktis hatten Wissenschaftler ein Ozonloch entdeckt. Der Schutz vor gefährlichen ultravioletten Strahlen war dadurch nicht mehr intakt. Menschen mussten fürchten, an Hautkrebs oder grauem Star zu erkranken. In Chile erblindeten Schafe, Lachse verloren ihr Augenlicht. Das Worst-Case-Szenario hieß: Wir werden verbrennen – alle.
Katastrophen, die nicht eintreffen, auch das ist also nichts Neues. Das kennen auch die Zeugen Jehovas, die mit den Daten für ihre Weltuntergangs-Prognosen mehrfach daneben lagen. Was mich betrifft, ich will das Klima nicht retten. Ich bin nicht geboren, um für eine Ideologie, welche auch immer das sei, missbraucht zu werden. Wie kommt ein Mensch nur auf die Idee, er müsse, ja er könne das Klima retten? Maßt er sich demnächst an, die Alpen versetzen? Und die Meere zu teilen? Hybris geht nie gut aus. Man denke an Prometheus.
Was also kann man wirklich tun? Da das Klima eh sein eigenes Ding macht, kann man den Blick woanders hinlenken. Theodor W. Adorno und Max Horkheimer appellierten in ihrer„Dialektik der Aufklärung“, sich mit der Natur zu versöhnen. Dazu gehört sicherlich, ihr mehr zu vertrauen, ihren Selbstregulierungskräften, ihrer Resilienz. Das bedeutet mitnichten, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Ich liebe die Natur, also bin ich gut zu ihr – es ist nicht nötig, mich dorthin zu peitschen. Mit drei Jahren stand ich auf meinem ersten Berggipfel; im Wald fühle ich mich immer noch zu Hause. In der ihm eigenen Poesie erzählt er von dem Wunder, das Leben heißt. Ich höre ihm gerne zu. Weit genug weg von klimaterroristischem Gutmenschen-Geschrei.
Über den Autor
Sylvie-Sophie Schindler
Sylvie-Sophie Schindler, ist in Oberbayern aufgewachsen. Sie ist in Schauspiel, Philosophie und Pädagogik ausgebildet und hat weit über 1.500 Kinder auf ihrem Entwicklungsweg begleitet. Als Journalistin begann sie bei der Süddeutschen Zeitung, war jahrelang als Lokalreporterin für den Münchner Merkur tätig und belieferte Medien wie stern, VOGUE und GALORE mit ihren Texten. Zig tausend Artikel später orientierte sie sich im Journalismus neu, um frei und ohne Agenda schreiben zu können. Aktuell veröffentlicht sie unter anderem für die WELTWOCHE und Radio München. Sie ist Trägerin des Walter-Kempowski-Literaturpreises. Mit ihrem YouTube-Kanal DAS GRETCHEN will sie die Dialogbereitschaft stärken. In Vorträgen und in Netzwerken setzt sie sich für neue gesellschaftliche Wege ein, die auf Selbstorganisation, Herzoffenheit und freiem Denken gründen.