Um den Wiederaufbau der eingestürzten Carola-Brücke zu finanzieren, könnten die Bürger Dresdens in eine Stadtanleihe investieren – findet jedenfalls die LINKE in Dresden. Super Idee und eine mit Potenzial, denn Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Unser Kolumnist Tom J. Wellbrock hat sich daher seine Gedanken zu weiteren “Rendite-Objekten” gemacht.
Brauchen Sie Geld? Blöde Frage, ich weiß. Natürlich brauchen Sie Geld, wir alle brauchen Geld, und der Staat braucht es besonders, obwohl er es ja jeden Tag bekommt. Von Ihnen. Aber das ist eine andere Geschichte. Wie auch immer: Sie erinnern sich ja an diese alte Brücke, die Carolabrücke. Die ist bekanntlich unter der Last des Klimawandels oder der Zerstrittenheit der verpufften Ampel-Koalition oder was auch immer eingestürzt. Rummmms, das war’s mit Carola!
Nun war das aber eine recht schöne Brücke, die wieder aufgebaut werden sollte. Daran wird bereits fieberhaft gearbeitet und die ersten Trümmerteile sind auch schon weg. Alles in allem soll der Wiederaufbau der Carolabrücke aber um die 140 Millionen Euro kosten. Eine ziemlich teure Tasse Tee, wie der Habeck sagen würde. Um Carola zu retten, muss womöglich die Sanierung des Fernsehturms in Dresden noch eine Weile warten. An sich super, könnte man denken – wenn dadurch womöglich die Menschen mit weniger TV-Quatsch gequält werden, wäre allen geholfen.
Die beste Idee aber hatte die LINKE in Dresden. Die ist bekannt dafür, Brücken zwischen den Menschen zu bauen und glänzte mit dem Vorschlag, für die Carolabrücke eine Stadtanleihe ins Leben zu rufen. Klingt komisch, ist aber so. Bei dieser Stadtanleihe geben die Menschen quasi der Carolabrücke Kredit, damit sie von der pleitegebeutelten Stadt wieder aufgebaut werden kann. Anders als bei Firmenanleihen, die auch in der Pleite für den Geldgeber enden können, sei das bei staatlichen Anleihen eher unwahrscheinlich, heißt es aus dem Umfeld von Leuten, die mächtig viel Ahnung von der Materie haben. Und ich meine jetzt Ahnung nicht so, als wisse Habeck, was eine Insolvenz ist oder Baerbock, wie man den Weltfrieden ohne 50 Millionen Tote hinkriegt. Nein, so richtig Ahnung, Sie verstehen.
Für die Bürger Dresdens könnte der Aufbau einer Brücke, die so lange von den politisch Verantwortlichen ignoriert wurde, bis sie zusammenklappt, also ein echtes Renditeobjekt werden. Und das Ding hat mächtig Potenzial, denn allein in Sachsen gibt es 19 Brücken, denen ebenfalls das Carola-Schicksal droht. Lässt man die Dinger also alle wegbrechen, tut sich eine regelrechte Goldgrube der Stadtanleihen-Rendite auf. Unter diesen Umständen wäre es geradezu sträflich, die Brücken vorher zu reparieren, finden Sie nicht?
Oder sind Sie nicht so der Brückentyp? Kein Problem, das Geld liegt auf der Straße! Oder auf der Schiene. Warum kaufen Sie sich nicht einfach bei der Deutschen Bahn ein? Die ist so defizitär, baut seit Jahren Schienenkilometer ab, lässt Bahnhofe verrotten oder gleich ganz abreißen und darf in der Schweiz gar nicht mehr fahren, damit dort der Fahrplan nicht durcheinandergebracht wird. Na, wie klingt das? Holen Sie auf der Stelle Ihr Scheckbuch raus, so eine Gelegenheit kommt nicht wieder.
Defizitär und somit extrem lukrativ sind zudem Krankenhäuser. Gab es in Deutschland 2022 noch 2.045 davon, waren es 2021 nur noch 1.887. Und seit Juni 2022 haben in Deutschland 46 Krankenhäuser Insolvenz angemeldet. Da geht was, denn wie Sie wissen, plant Karl Lauterbach Großes im Gesundheitswesen. Anders ausgedrückt: Wenn Sie eine richtig fette Rendite wollen, stecken Sie Ihre Kohle in Krankenhäuser. Und jetzt stellen Sie sich mal vor: Irgendwann liegen Sie mit pathologischen Kummertränen oder Bundesregierungsfieber in einer Klinik, die Ihnen zum Teil selbst gehört. Vermutlich bekommen Sie trotzdem nur trocken Brot zum Essen und Ihr Arzt ist Ihnen nur aus Erzählungen bekannt. Aber ein paar Prozent Gewinn sollten doch eigentlich drin sein.
Gefällt Ihnen alles nicht? Geld ausgeben, ja, aber Sie sind unschlüssig? Dann kommt hier mein Gratis-Tipp für Sie, bei dem Sie garantiert nichts falsch machen können. Investieren Sie in die nächste Bundesregierung! Keine Brücke, keine Schiene und kein Krankenhaus können so defizitär sein wie die deutsche politische Landschaft. Und das Schöne daran: Die kriegen Ihre Kohle sowieso.
Über den Autor
Thomas Stimmel ist international tätiger Journalist, Fotograf, Sänger und Publizist. Er ist Gründer des Medienhauses Ars Vobiscum Media e. U. und Herausgeber des Stichpunkt Magazins.