Der Fall Assange, die Ukraine- und die Corona-Meinungsmache, das alles sollte einem zu denken geben. Aber wie sind die Hintergründe zu verstehen? Und was ist die Vorgeschichte?
Etwas läuft schief mit den Medien. Ein engagierter Journalist, der US-Kriegsverbrechen aufgedeckt hat, wird deswegen seit beinahe vier Jahren in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis gefangen gehalten, in dem sich sonst nur ultragefährliche Terroristen und Mörder befinden. 23 Stunden am Tag wird er in völliger Isolation gehalten. Sein körperlicher wie geistig-seelischer Zustand ist durch die extremen, folterartigen Haftbedingungen dermaßen zerrüttet, dass seine Lage anhaltend lebensbedrohlich ist.1 Die Auslieferung des Australiers in die Vereinigten Staaten, wo es ihm nicht besser gehen wird, ist bereits beschlossene Sache.2
Eigentlich ist das alles ein ungeheuerlicher Skandal, sollte man meinen, über den andauernd berichtet werden sollte, und es müsste eine große Welle der Empörung geben. Stattdessen lief die Berichterstattung darüber nur sehr zögerlich an, und auch das erst auf das massive Betreiben des — mittlerweile ehemaligen — UN-Sonderbeauftragten für Folter, des Schweizers Nils Melzer. Die führenden Meinungsmacher widmeten sich dem Thema eher unwillig, die öffentliche Diskussion darüber blieb schmal, dh. sie wurde eher weiter hinten und versteckt in Zeitungen und TV platziert, und inzwischen ist sie völlig eingeschlafen, obwohl sich an der Situation von Julian Assange nichts zum Besseren gewendet hat. Alles dreht sich nur mehr um die Bösartigkeit Russlands. Kritik am Westen ist verpönt, obwohl sie längst notwendig wäre.(( Der Albtraum eines jeden Journalisten ist es, wenn sich unmittelbar nach Fertigstellung seines Artikels Dinge ereignen, die alles auf den Kopf zu stellen scheinen, was e…
Fußnoten- https://www.derstandard.at/story/2000121079416/skandalprozess-in-london-dramatischer-kampf-um-das-leben-von-julian[↩]
- https://www.tagesschau.de/ausland/europa/auslieferung-assange-107.html[↩]
Über den Autor
Ortwin Rosner, 1967, hat Germanistik und Philosophie in Wien studiert, wo er auch 2006 im Peter Lang Verlag seine Diplomarbeit mit dem Titel „Körper und Diskurs. Zur Thematisierung des Unbewussten in der Literatur anhand von E. T. A. Hoffmanns Sandmann“ veröffentlichte.