Wenn die Zeiten düster sind, lacht man, um sich unter den Unteren Mut zu machen, über sie und ihre Protagonisten. Letztere, die Oberen, lachen überheblich wie damals die Sklavenhalter, wenn man vom Ende der Sklaverei sprach, als wäre man verrückt. Dieses Tauziehen darüber, welches Selbstverständnis von Menschsein zuletzt lachend siegt, hat nie aufgehört. So soll es erlaubt sein, auch ernst über Lustiges zu sprechen.
Auf Linie zu sein, bedeutet, mit den Autoritäten auf Linie zu sein: gleichgeschaltet. Es bedeutet, das Bestehende für mehr oder minder natürlich zu halten, für Normalität und Notwendigkeit, kurz, die Staatlichkeit – für einen Ausdruck allgemeiner Vernunft. Wie bei Hegel ist folglich das, was vernünftig ist, auch wirklich, und umgekehrt. Hegelianisch hier auch die Illusion, der Staat sei ein unparteiischer Richter über den Klassen. Dabei ist er ein nach oben ausgerichteter Machtapparat, klassisch gesagt, ein Klassenstaat.
Die Spitze dieser Pyramide – samt allen, die meinen, dort hinzugehören – feiert sich selbst stets ab. Es liegt in der Natur der Sache. Wenn aber das Zelebrieren der Angepasstheit gefühltermaßen zur Selbstbeweihräucherung und Schauprozessstimmung führt und, von der Gesinnung her, eher an einen Mob auf Hexenjagd erinnert als an bürgerliche Kultiviertheit, dann liegt kein Zufall vor. Dünn ist die Fassade der Zivilisation, und sie bröckelt, sobald man Anpassung mit Verstand gleichsetzt, denn der Umkehrschluss, dass die Unangepassten wohl keinen hätten, ist in dem Fall gefährlich nahe und gar nicht so unwahrscheinlich.
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