Kennen Sie den Film “Der Rosenkrieg” mit Michael Douglas und Kathleen Turner? Er dreht sich um eine schmutzige Scheidung, an deren Ende die ehemals liebenden Eheleute halb tot unter einem Kronleuchter liegen. Der in den letzten Atemzügen liegende Gatte schiebt in einem finalen Versuch einer versöhnlichen Geste seiner Frau die Hand herüber, als Zuschauer hofft man darauf, dass die beiden sich nun doch noch vertragen, aber die Frau stößt die Hand einfach weg. Der “Rosenkrieg” endet also blutig, nicht harmonisch.
Die Älteren werden sich an diesen Film erinnern, einigen Jüngeren wird vermutlich nicht einmal die strahlende Erfindung namens Kronleuchter ein Begriff sein. Aber darum soll es nun hier wirklich nicht gehen. Wir, die Wähler, die gierigen Bürgergeldempfänger, die aus der Hölle gefallenen Engel des Friedens, wir, die wir funktionierende Brücken mit dem süßen Namen “Carola” mögen, wir, die schuftenden Lohnempfänger und hungernden Rentenbezieher, wir Humpelbeine des Gesundheitssystems, wir Dummköpfe des Bildungssystems, wir, die wir es mögen, wenn unsere Kühlschränke auch am 20. des Monats noch immer gefühlt sind, wir “Covidioten” und “Impfgegner“, die sich immer noch über Kleinigkeiten wie das Ende der Grundrechte aufregen, wir, meine Damen und Herren, sind ab jetzt Scheidungskinder. Und nachdem sich unsere “Eltern” aufführen wie zwei Äxte, die im Wald ein Massaker anrichten, möchten wir uns mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke verkriechen und Batman lesen. Aber daraus wird nichts.
Das Leben eines Scheidungskindes ist kein Ponyhof, zumal, wenn die Eltern entschieden haben, ihre schmutzige Wäsche im Kinderzimmer waschen zu müssen. In unserem Fall kommt aber ein Problem hinzu, das ich als Patchwork-Desaster bezeichnen möchte. Papa Olaf wirft Onkel Christian raus, der aber eigentlich ohnehin gehen wollte, während Onkel Robert findet, dass sich das alles irgendwie falsch anfühlt und Tante Annalena sich Sorgen um Wolodimir macht, der seinerseits haufenweise Kronleuchter vom Westen fordert, die er aber nicht bekommt. Den Erziehungsberechtigtensalat komplett macht Opa Joe, der Hände schüttelt, die nicht existieren und die Hauptstädte der Erde im Disneyland verortet. Jetzt kommt auch noch Cousin Donald dazu und erklärt den Frieden, mitten im Krieg, Papa Olaf hat vergessen, wer Donald ist, 11 von 10 Politikern in Deutschland nennen den US-Onkel wahlweise Faschist, Egomane oder Orangenkopf, was beim Kind die gute Schule angemessener Erziehung unverzüglich vergessen lässt, so dass es in anarchistischer Anmutung auf dem Küchentisch tanzt, auf dem die Splitter des Kronleuchters liegen.
Gleichzeitig zu kommen, das mag für liebende Eltern eine anzustrebende Selbstverständlichkeit sein, wenn aber zur selben Zeit der US-Präsident kommt und der deutsche Bundeskanzler geht, ist etwas faul im Staate Dänemark, der empört anmerkt, dass er damit überhaupt nichts zu tun hat. Haben wir Scheidungskinder aber auch nicht, wir sitzen mit unserem Batman-Heft auf der Stillen Treppe, kauen an den Nägeln und fragen uns, wer uns künftig das Mittagessen kochen soll. Köche und Kanzlerkandidaten haben wir eigentlich mehr als genug, fürs Kartoffelschälen fragen wir einfach die Küchenhilfe Göring-Eckhard, während Emilia Fester ihren Namen tanzt und sich vor Lachen am Boden wälzt, weil sie weiß, dass es gar kein Essen geben wird.
Inzwischen sind wir ziemlich hungrig, aber die politische Elternschaft ist noch immer mit anderen Dingen beschäftigt. Ist ausreichend Papier für die Scheidungsunterlagen vorhanden? Gibt es genügend Personal, das die Scheidung in allen Einzelheiten überprüft und gleich noch die neue Eheschließung überwacht? Und überhaupt: Wer werden unsere neuen Eltern sein? Wie lange müssen wir warten? Bis wir schwarz sind? Bis wir endlich glauben, dass Grün die Farbe der Hoffnung ist? Bis das Gelbfieber vorbei ist, das uns Onkel Christian eingebrockt hat? Unser Magen hat sich mittlerweile auf Kniekehlenhöhe eingependelt, aber ans Essen ist nach wie vor nicht zu denken.
Im Februar oder März wird es dann soweit sein, orakelt das politische Berlin, und wir wissen, dass es danach nicht mehr lange dauern kann, bis die Elternschaft sich neu sortiert hat. Wir Scheidungskinder sind mittlerweile skeptisch geworden und fragen uns, was schneller eintritt: die Bildung der neuen Bundesregierung oder Onkel Joes Erkenntnis, dass er nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten ist. Kamala Harris ist da ebenfalls überfragt, wird gemunkelt.
Und da liegen sie nun, unsere Zieheltern, direkt unterm Kronleuchter, reichen sich die Hände, schlagen sie aus, die Zeit bis zur Wahl tot und uns mitten ins Gesicht. Wir haben Hunger, brauchen Ansprechpartner, auf die wir uns verlassen können und bekommen Papa Olaf, der immer noch glaubt, als Erziehungsberechtigter die richtigen Entscheidungen für uns zu treffen. Dabei hat er das nie getan. Und die neue Patchwork-Familie wird es auch nicht tun. Wir wissen das und stellen ernüchtert fest, dass unser Batman-Heft irgendwie Feuer gefangen hat. Ist jetzt aber auch schon egal.
Über den Autor
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen.