Wir stellen fest, dass medial seit Jahrzehnten eine kritische wie konstruktive Beteiligung von Kulturschaffenden am gesellschaftlichen Diskurs und an gesellschaftspolitischen Themen fehlt. Wenn sich Künstlerinnen und Künstler medial zu Wort melden, dann v.a. im Rahmen politisch korrekter Beiträge, die sich an vorgegebene Formen akzeptierter Schick-Kritik halten, um möglichst wenig Gegenwind zu erhalten.
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In vorauseilendem Gehorsam wird hier Selbstzensur als Akt der Rücksichtnahme zelebriert und zahme Reibungslosigkeit als Tugend stilisiert .
Wir möchten diese Tendenz der (Selbst-)Zensur des künstlerischen Ausdrucks aufbrechen und durchaus frisch von der Leber weg, authentisch und ehrlich, statt aalglatt angepasst, zu aktuellen Themen aus künstlerischer Sicht sprechen.
Wichtig ist dabei sowohl die kritische Analyse und Reflexion des Vergangenen/Bestehenden in Kunst und Gesellschaft, als auch die Frage, wie wir konstruktive Ansätze und Strategien einbringen und vorantreiben können.
Wir sehen hier auch eine historische Aufgabe und Rolle der Kunst- und Kulturschaffenden und erstmals seit Langem wieder eine ernstzunehmende Relevanz der Kunst bei der Frage nach der Verbindung von Kunst und Leben sowie dem Verorten künstlerischer Praktiken inmitten der Gesellschaft.
Der Titel “Aufbrüche” versteht sich dabei als Aufbruch in eine neue Zeit, aber auch als das Aufbrechen verkrusteter Strukturen und das Hineinsehen in das Innere.
Über den Autor
Jan David Zimmermann ist Schriftsteller, Journalist und Wissenschaftsforscher. Seine Essays und Beiträge erscheinen unter anderem in der Berliner Zeitung, Cicero, oder dem Stichpunkt Magazin.